Schloss und Park Wilhelmsthal 

bei Eisenach

Corps de Logis (Altes Schloss)

Das fürstliche Haupthaus und zugleich Kristallisationspunkt der gesamten Schlossanlage wurde in den Jahren 1698 bis 1703 als verputztes Fachwerkhaus erbaut. Trotz seiner bescheidenen Größe zeigte das mit umseitigen Risaliten gegliederte, doch äußerlich schlicht gehaltene Gebäude eine reiche Innenausstattung, die heute zum großen Teil baulich unverändert und original überkommen ist, darunter Intarsienparkette und wertvolle Stuckaturen.
Bis zum Jahre 1913 blieb das Erdgeschoss des Corps de Logis alleinige Wohnstätte der Eisenacher und Weimarer Herzöge und Großherzöge, als auch des hochadeligen Besuches. Im Zentrum des Obergeschosses findet sich ein beeindruckender Festsaal, in dem auch bereits Georg Philipp Telemanns Serenaden uraufgeführt wurden. Später war der Saal in der BelEtage „prächtig meubliertes“ Wohnzimmer und Buffet zugleich.
Seit 2010 wurde die bauliche Hülle des Corps de Logis umfassend saniert und der Festsaal des Gebäudes wieder für Aufführungen notdürftig nutzbar gemacht.
Jedoch bedarf das ehrwürdige Haus noch einer Restaurierung im Innern und kann daher derzeit nur im Rahmen einer Gruppenführung besichtigt werden.

Corps de Logis

Prinzen- und Prinzessinnenhaus

Prinzessinnen- und Prinzenhaus

Ab 1709 entstanden die zwei baugleichen, gegenüberliegenden Pavillons als zweistöckige verputzte Fachwerkbauten mit zeittypischem Mansarddach und Stirnrisaliten. Das Prinzessinnenhaus wurde vom Erbgroßherzogspaar samt Gefolge bewohnt. Das Prinzenhaus nahm ursprünglich die herzogliche Tafel auf, wo auch Gottesdienste abgehalten wurden. Zudem wohnten hier weitere Personen der herzoglichen Familie.
Während sich das Dachgeschoss und die Treppenanlagen beider Gebäude noch weitestgehend im originalen Zustand befinden, wurden die Außenwände beider Gebäude teilweise massiv neu aufgemauert bzw. gezimmert. Gerade das Prinzenhaus zeigt sich heute leider als „Rohbau mit barockem Mansarddach“.
Beide Gebäude sind nicht zu besichtigen.

Telemannsaal

Das Prachtstück der barocken Schlossanlage bildet der 1718 ursprünglich als freistehender Pavillon erbaute Tanzsaal. Da er als Aufführungsort für die damalige Eisenacher Hofkapelle diente, dessen Kapellmeister vor Fertigstellung des Saals Georg Philipp Telemann war, und er als eine (von drei auf Schloss Wilhelmsthal) noch original überkommenen profanen Uraufführungsstätten des Musikers gilt, wird er als „Telemannsaal“ bezeichnet. Der ca. 9 auf 16 Meter große, ovale Raumkörper besticht mit seiner negativ überwölbten und mit hochwertigen Stuckaturen versehenen Decke durch seine oft gelobte Akustik. Die Stuckaturen wurden 1743 und dann noch einmal 1801-1805 ergänzt. Jedoch sind alle Bauepochen nebeneinander original erhalten geblieben. Ursprünglich mit einem Mansarddach versehen, wurde der Saalbau 1743 durch beidseitige Vorbauten ergänzt und mit einem Satteldach überzogen. Bis zum Jahr 1906 war in ein Paterrefenster des Telemannsaales ein von Johann Wolfgang von Goethe geritztes Gedicht erhalten, dessen Inhalt bekannt geblieben ist.

Im Jahr 2007 wurde der Saal baupolizeilich gesperrt, da Teile der Stuckdecke herabzustürzen drohten. Eine erste Ertüchtigung des Dachstuhles, der aus drei ineinander verschachtelten, vollständig erhaltenen Baustufen bestand und die historische Stuckdecke kunstvoll zu halten hatte, folgte. Nach 2009 setzte die weitere, aufgrund von massivem Schwammbefall der Holz- und Mauerwerksteile, schwierige und aufwändige Sanierung ein, so dass der Telemannsaal heute wieder als ein klang- und schmuckvoller Aufführungsort genutzt werden kann. Er gilt als ältester freistehender Konzertsaal Europas.
Der Saal ist im Innern zwar gesichert, aber noch nicht saniert. Er kann im Rahmen einer Gruppenführung oder bei Konzerten in den Sommermonaten besichtigt werden.

Telemannsaal

Telemannsaal2

 

Pavillon2

Der „Pavillon“

Zwischen 1802 und 1805 wurde gegenüber dem bislang allein- und freistehenden Telemannsaal ein stilgleicher Pavillon erbaut, der aber nur die Tiefe von einem Drittel besaß. Damit erreichte man beim Anblick der Schlossanlage über die Spiegelfläche des Wihelmsthaler Sees hinweg einen durchweg symmetrischen Eindruck.
Die klassizistischen Ausstattungselemente wie zum Beispiel die Stuckaturen sind im Inneren erhalten geblieben.
Das Gebäude ist bei Gruppenführungen eingeschränkt zu besichtigen.
Kolonnade
Die seeseitigen Fassaden von Telemannsaal und Pavillon wurden im Jahr 1804 durch einen offenen Säulengang, bestehend aus wuchtigen dorischen Sandsteinsäulen, verbunden. Erst um 1880 setzte man einen gläsernen Aufbau mit schlanken gusseisernen Trägern auf, die auch heute noch vorhanden sind und verglaste anschließend auch das Paterre des Säulenganges.
Das Gebäude ist nicht zu besichtigen.

„Littmannbau“ (Neues Schloss)

Der Littmannbau ist eine Erweiterung des klassizistischen „Pavillons“, der zwischen 1910 und 1913 unter dem seinerzeit bei repräsentativen Bauten begehrten Architekten Littmann entstanden und die Vorzüge der Zeit wie elektrisches Licht und sanitärer Luxus mit fließendem Wasser, nach Wilhelmsthal brachte. Seither erscheint der seeseitige Abschluss der Schlossanlage als symmetrische Einheit. Dennoch sind die gegenüberliegenden, sich gleichenden Fassaden Stückwerk aus drei Jahrhunderten. Der „Littmannbau“ diente nur bis zur Abdankung des Weimarer Großherzogshauses 1918 als fürstliches Wohngebäude.
Heute hat auch an diesem relativ jungen Gebäude der Sanierungsstau der vergangenen Jahrzehnte Spuren hinterlassen, so dass er, zunächst notgesichert, auf eine weitere Instandsetzung und Sanierung wartet. Im Inneren sind viele originale Ausstattungselemente wie das geschnitzte Treppenhaus und Stuckaturen erhalten geblieben.
Das Gebäude ist bei Gruppenführungen eingeschränkt zu besichtigen.

Littmannbau

Prinzengang

Prinzengang

Der Prinzengang wurde kurz nach der Vollendung des Littmannbaus errichtet und verbindet ihn oberirdisch, auf einem halbrunden Gewölbegang ruhend, mit dem Prinzenhaus.
Der Prinzengang ist nur von außen zu besichtigen.

Kavaliershaus und Hofküche

Diese ebenfalls baugleichen, gegenüberliegenden Pavillons weisen aufgrund ihrer Lage auf dem Wirtschaftsteil der Schlossanlage eine zurückgesetzte Gestaltung auf. So haben beide Gebäude keine Risalite und ein nur abgewalmtes Satteldach, wenngleich ihre Kubaturen denen von Prinzessinnen-und Prinzenhaus entsprechen.
Beide Gebäude zeigen im Grunde den bauzeitlichen Zustand von etwa 1710. Das Kavaliershaus war bis zuletzt bewohnt und ist nun Sitz der Parkverwaltung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Wilhelmsthal.
Die Gebäude sind nicht zu besichtigen.

Kavaliershaus und Hofkueche

Marstall2

Marstall

Der heutige Baukörper des Marstalls ist ein Stückwerk aus fünf Einzelgebäuden und ist zwischen 1710 und 1743 entstanden. Auffallend ist der Uhrenturm des U-förmigen Marstalls, der zugleich als Querriegel das Ende der aus Pavillons gebildeten Prachtstraße betont. Er diente seit seiner Erbauung der Unterbringung von Pferden, Kutschen und zahlreichem Zubehör.
Durch jahrelange bauliche Vernachlässigung nach 1990 drohte der Uhrenturm, nachdem die Uhr „fünf nach 12“ stehen geblieben war, zusammenzustürzen. 2014 konnte mit Hilfe der „Rudolf Dankwardt Stiftung“ die Fachwerkkonstruktion des Turmes und des Marstallquerhauses in großem Umfang ertüchtigt und eine neue Turmhaube aufgesetzt werden.
Die Gebäude sind nicht zu besichtigen. Weitere Sicherungsmaßnahmen befinden sich in der Planung und Umsetzung.

Remise

Das größte Gebäude der Anlage ist die 1802 erbaute, zweistöckige Remise, die ein klassizistischer Mittelrisalit mit stuckiertem Ochsenauge ziert. Sie nahm nicht nur die herzoglichen Kutschen auf, sondern hier befanden sich neben den Kammern für Dienerschaft und Wache, der Konditorei und der Wildpretkammer auch eine Schmiede, eine Back- und eine Waschkammer.
Das Gebäude ist nicht zu besichtigen.

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Remisennebengebaeude

Remisennebengebäude

Das 1905 errichtete, L-förmige Remisennebengebäude beherbergte die erste großherzogliche Benzinkutsche, einen „Benz Parsifal 3803 Landaulet“, zudem das erste Automobil im Großherzogtum. Das Gebäude ist unverändert erhalten geblieben.
Das Gebäude ist nicht zu besichtigen.

Schweizerhaus

Das „Schweizerhaus“ ist ein Block- und Fachwerkbau in alpenländischem Stil und liegt als „einsamer Hof“ in Sichtweite der Schlossanlage unweit des Auslaufes des Wilhelmsthaler Sees. Es wurde im Jahr 1802 aus Buchenholz gezimmert. In jenem fanden die niederen Bediensteten Wohnung, später der Gartenaufseher. Hinter dem „Schweizerhaus“ war die fürstliche Baumschule angesiedelt.
Heute befindet sich das sanierte Gebäude in Privatbesitz. Es ist nicht öffentlich zugänglich.

Schweizerhaus

Waldhaus

Waldhaus

Ähnlich dem Schweizerhaus wurde um 1800 ein größeres Gebäude oberhalb des Mühlteiches erbaut, welches die bisher beengte Unterbringung des Schlosspersonals verbessern und auch Wirtschaftszwecke erfüllen sollte.
Dieses Gebäude befindet sich heute in saniertem Zustand in Privatbesitz. Es ist nicht öffentlich zugänglich.

Forsthaus

Das Forsthaus ist ein jenseits der fränkischen Straße etwas abseits gelegenes Gebäude, das in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Es diente den Pirsch- und Forstbediensteten des Wilhelmsthaler Reviers als Wohnung.
Dieses Gebäude befindet sich heute in saniertem Zustand in Privatbesitz. Es ist nicht öffentlich zugänglich.

Forsthaus

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Ehemalige Orangerie

Vor dem Bau der Kolonnade als Abschluss der Schlossachse zum See hin, stand in gewissem Abstand zum Telemannsaal ab 1740 eine U-förmige Orangerie, die über den Winter die zahlreichen Orangen-, Zitronen-, Myrten, Feigen- und Lorbeerbäume des barocken Gartens aufnahm. Diese bestand bis um 1800.

Ehemaliges. Laboratorium

Ab 1742 ließ man aus Angst vor der Brandgefahr in gewissem Abstand zu den übrigen Schlossgebäuden heimlich ein Laboratorium einrichten, in dem sich der Herzog persönlich mit der Herstellung von Gold beschäftigen konnte. Dieses bestand bis zum Jahr 1771.

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Auerhahn

Ehemaliger „Gasthof zum Auerhahn“

Der „Gasthof zum Auerhahn“ wurde 1738 anstelle einer primitiven Gaststube von 1712 erbaut und glich in Größe und Erscheinung dem Prinzenhaus. Es wurde gesäumt von zwei Wirtschaftsflügeln und schloss damit einen vierseitigen Hof ein. Der an der fränkischen Straße gelegene Gasthof diente der Vergnügung und Bewirtung des Schlosspersonals sowie durchziehender Handelsreisender. Bis zum Abriss des gesamten Gasthofareals im Jahr 1938 blieb der „Gasthof zum Auerhahn“ zudem ein beliebtes Ausflugsziel der Eisenacher Bevölkerung.

Ehemalige Mahlmühle

Bereits seit dem Mittelalter stand eine Mühle am Auslauf des unweit gelegenen Mühlteiches. Nachdem der Mühlplatz im Dreißigjährigen Krieg brach lag, wurde ab 1705 ein neues Mühlgebäude errichtet, das durch eine beistehende Scheuer gesäumt wurde. Die privat betriebene Mühle war festes Element des weitläufigen, späteren Landschaftsparks, jedoch wurde der Mühlbetrieb 1810 eingestellt und die Mühle, nachdem sie als Nachwächterwohnung diente, 1840 abgetragen.

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Ehemalige Schneidemühle

Auch der Auslauf des Wilhelmsthaler Sees eignete sich für die Etablierung einer Sägemühle, die 1784 entstand. Aufgrund der unpassenden Geräusche wurde sie aber bereits 1806 stillgelegt und 1833 abgetragen.