Schloss und Park Wilhelmsthal 

bei Eisenach

Schloss und Park Wilhelmsthal – bei Eisenach/Thüringen

ist von nationaler und internationaler Bedeutung. Vom Jagdhaus des Eisenacher Herzogs Johann I. zum Jagd- und Lustschloss, über eine Blütezeit als Lieblingssommersitz des Großherzogs Carl August und dem Juwel des Großherzogs Carl Alexanders, bis hin zum Lazarett, Kriegsgefangenenlager und Kinderdorf – das ist der Weg der historischen Park- und Schlossanlage Wilhelmsthal über die Jahrhunderte hinweg. Stets erlagen die wechselnden Bewohner dem Zauber dieses einmaligen Anwesens.
Es war Sommerbühne des Weimarer Hofes. Im Sommer wurden die Geschicke des Großherzogtums oft von hier aus geleitet.

Hier befinden sich auch der älteste freistehende Konzertsaal Europas und die weltweit einzigen erhaltenen, profanen Uraufführungsstätten von Werken Telemanns.

In den vier großen Bauepochen, Barock, Rokoko, Klassizismus und Historismus formte sich das Schloss-Garten-Ensemble Wilhelmsthal weitgehend zu seiner heutigen Gestalt aus. Bekannte deutsche Architekten, Gartenarchitekten sowie Stuckateure und Bildhauer haben über die Jahrhunderte hinweg ihre Spuren in Wilhelmsthal hinterlassen.

Die Anlage ist verbunden mit großen Namen wie z.B. Telemann, Liszt und von Goethe. Besonders hervorzuheben sind auch die Architekten Johann Mützel, Gottfried Heinrich Krohne, Max Littmann, der Gartenarchitekt Hermann Fürst von Pückler-Muskau sowie der Bildhauer Friedrich Wilhelm Döll.

Die einstige Sommerresidenz des Hofes von Sachsen-Weimar-Eisenach und Sachsen-Weimar besteht bis heute aus einer lockeren Aufreihung von schlicht verputzten Pavillons beiderseits einer straßenähnlichen Achse. Seit dem frühen 18. Jahrhundert prägt auch die Anstauung des vorbeifließenden Baches zu einem See das Bild.

Nicht die Erscheinungsgestalt des Schlosses und seiner Größe, nicht die Ausdehnung des Parks; vielleicht die Fülle der Erinnerungen an Persönlichkeiten und Epochen zeichnen Wilhelmsthal aus.

Der heutige Schlosspark erfuhr nach Plänen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau im 19. Jahrhundert seine letzte Umgestaltung und erfreut heute wieder nach diesen Plänen.

Die inmitten des Thüringer Waldes einsam gelegene Schlossanlage, bestehend aus barocken und klassizistischen Pavillons, welche wiederum entlang einer Prachtstraße angeordnet sind, stellt eine einmalige architektonische Kostbarkeit dar.

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Unter den Pavillons befindet sich der älteste freistehende Konzertsaal Europas. Dieser 9 mal 16 Meter große, reich mit Stuckaturen ausgestattete, ovale Konzertsaal wurde schon zu seiner Entstehungs- und Blütezeit seiner hervorragenden Akustik wegen geschätzt.

Dieser, und der große Saal im Hauptgebäude, dem Corps de Logis von 1698, gelten als einzige noch original überkommenen profanen Uraufführungsstätten Georg Philipp Telemanns.

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Der die Schlossgebäude umgebende Schlosspark kann als einer der wenigen überkommenen Zeugen Pücklers in Thüringen betrachtet werden.

Der dazugehörige Wilhelmsthaler See ist der älteste fürstliche Stausee Deutschlands und wurde schon in der ersten, barocken Bauphase um 1710 angelegt.

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Die gesamte Szenerie wird seither von lückenlosen Wäldern des Thüringer Waldes gesäumt. Seit seiner Erbauung trägt Schloss- und Park Wilhelmsthal die Handschriften zahlreicher berühmter Baumeister- und gestaltenden Künstlergenerationen.

Als Lieblingssommersitz des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Förderer und Patron der später als Weimarer Klassik bekannt gewordenen Epoche, war Wilhelmsthal Sommerbühne der Weimarer Klassik und Vorhof Weimars. In den Sommermonaten – in manchen Jahren sogar ein halbes Jahr lang – wurden so die Geschicke des Großherzogtums allein von Wilhelmsthal aus geleitet. Goethes Wirken hier krönt Wilhelmsthal auch als eine deutsche Dichterstätte.

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Später intensivierte sich die Bedeutung Wilhelmsthals als Sommeraufenthalt der europäischen (Hoch-)aristokratie. Jeder der Großherzoge von Sachsen-Weimar-Eisenach verliebte sich in die Anlagen erneut und erhielt Wilhelmsthal bis 1918 ohne größere Veränderungen.

Unzählige adlige und berühmte Persönlichkeiten fanden sich allsommerlich, aber auch im Winter in Wilhelmsthal ein. Das Schicksal zum Beispiel Franz Liszts oder Friedrich Hebbels fand hier so manch erstaunliche Windung.

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Als einziges Gut verblieb Schloss Wilhelmsthal nach dem Abdanken des Adels ab 1918 in fürstlichem Besitz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden hier mit dem ersten Kinderdorf in der Sowjetischen Besatzungszone unzählige Kriegswaisen eine neue Heimat.

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Zum Glück konnte mit der Übernahme in die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten im Jahr 2008 der bedrohlich voranschreitende Verfall bei den zum Großteil durch die Jahrhunderte original erhalten gebliebenen Gebäuden gestoppt werden.

So ging Schloss Wilhelmsthal zum Glück nicht mit der Besonderheit in die Geschichte ein, als einziger großer Bestandteil des Erbes der Weimarer Klassik in Zeiten allgemeinen Aufschwungs still und leise vergangen zu sein.

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Was ist Wilhelmsthal?
Was macht Wilhelmsthal national bedeutend?

… ein Schloss- und Parkensemble, welches in Alleinlage vollständig in den Thüringer Wald gebettet in unmittelbarer Nähe zu Eisenach, der Wartburg und dem Rennsteig liegt. Durch diese Lage ist es von einer herausgehobenen Bedeutung.

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… eine Schlossanlage, welche eine einmalige architektonische Kostbarkeit darstellt, da sie aus neun barocken Pavillons bestehend, auf einer ursprünglich über 300 m langen Prachtstraße angeordnet ab 1698 erbaut wurde und bis heute original erhalten geblieben sind. Die Vorbilder, Lustschloss Favorite bei Mainz und Marly-le-Roi, in Frankreich sind bereits seit über zwei Jahrhunderten vergangen. Dadurch genießt es national ein Alleinstellungsmerkmal. Im Sinne der Ausformung als Prachtstraße wurde das Ensemble im Klassizismus um zwei, 1911 um einen weiteren Pavillon ergänzt.

… ein Pavillon ist als Tanzsaal ausgeformt, der als ältester freistehender Konzertsaal Europas gilt und als solcher erhalten geblieben ist, dessen ovale Stuckdecke aus dem Jahr der Erbauung 1719, die Wandgestaltung aus der Zeit des Klassizismus original überkommen sind.

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… samt eines weiteren großen Saals im zentralen „Corps de Logis“ gilt jener Tanzsaal als weltweit einzige noch überkommene profane Uraufführungsstätte Georg Philipp Telemanns, welcher von 1706 bis 1711 direkt, bis 1729 von Frankfurt/Main und Hamburg aus die Eisenacher Hofmusik leitete, allein prägte und hier Musikgeschichte schrieb. Georg Philipp Telemann war zu seinen Lebzeiten berühmter und bedeutender als Johann Sebastian Bach.

… Uraufführungsstätte im Freien war zudem der Damm des 7 ha großen, künstlichen Wilhelmsthaler Sees, der ab 1711 angestaut als ältester fürstlich angelegter Stausee Deutschlands gilt, welcher nicht zum Zwecke des Bergbaus, sondern als Teil einer Schlossanlage allein für Lustfahrten mit stattlichen venezianischen Gondeln errichtet wurde.

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… der ursprünglich barocke Park nach französischem Vorbild im Klassizismus unter der Ägide von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Johann Wolfgang von Goethe sowie dem damaligen Hofgärtner Sckell – eine von sechs Generationen der Gärtnerdynastie Sckell, die in Wilhelmsthal wirkten – in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet wurde. Wilhelmsthal wurde Lieblingssitz des Herzogs Carl August, damit Sommerbühne der Weimarer Klassik und seither Vorhof Weimars.

… Goethes Wirken hier vor Ort krönte Wilhelmsthal auch als Deutsche Dichterstätte. Goethe beteiligte sich aktiv an der Umgestaltung der Parkanlagen, fand dabei Ruhe und Inspiration für die Arbeit zum Beispiel an den „Römischen Elegien“, am „Torquato Tasso“ und vor allem an seinem Werk „Die Wahlverwandschaften“, welches sich wie ein historischer Schloss- und Parkführer für Wilhelmsthal liest.

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… der Wilhelmsthaler Park als einziger Pücklerpark Thüringens gilt, da Hermann Fürst von Pückler-Muskau hier aus freien Stücken und umfassend den Landschaftspark Carl Augusts weiterentwickelte, ohne ihn grundlegend zu verändern. Selten ist ein von ihm verfasstes „Memoria für Wilhelmsthal“, in dem er seine Änderungen schriftlich festhielt.

… sich mit Carl August die Bedeutung Wilhelmsthals nicht nur als Sommer- und ganzjähriger Jagdaufenthalt der europäischen (Hoch-)Aristokratie manifestierte – besonders aus den Häusern Russland, Preußen, der Niederlande; aber auch England, Norwegen-Schweden, Mecklenburg-Schwerin, Bayern, Baden-Baden oder Sachsen – sondern auch der zeitgenössischen Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur und Musik.

… Wilhelmsthal so zum Schicksalsort von Franz Liszt und Friedrich Hebbel wurde

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… nicht zuletzt gilt Wilhelmsthal als überkommenes Zeugnis des Wirkens fähiger Baumeister und deutscher wie internationaler bildender Künstler, wie zum Beispiel Gottfried Heinrich Krohne, Johann Mützel, Max Littmann, Gottfried Gröninger oder Friedrich Wilhelm Eugen Döll